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Von gut zu besser - Von Belgrad nach Novi Sad

So schlecht die Einfahrt nach Belgrad war (Jürgen war so emotionalisiert, dass er einer blonde Serbin „Arschloch“ zurief. Ob sie es gehört und wenn ja verstanden hat, wissen wir nicht), so gut war die Ausfahrt. Der Euroveloweg 6 (Donauradweg) läuft direkt an unserem Hausboot-Hotel vorbei, wo es ein gutes Frühstück gab, und wir starteten ohne Autoverkehr entlang der Donau. 


Bisher haben wir nur wenige Radfahrer getroffen, heute aber einen, gegen den unsere Touren Sonntagsspaziergänge sind. Er ist alleine seit dem April 2018 auf einem Liegefahrrad unterwegs, und weil er nicht so viel mit Leuten reden kann, hat er uns seine ganze Tour erzählt. Er ist von seinem Heimatort in der Nähe von Augsburg gestartet und durch Spanien, Marokko, Sizilien, Italien, Albanien bis in die Türkei gefahren und jetzt wieder auf dem Rückweg. Vielleicht habe ich noch Stationen vergessen – meist jedenfalls zeltet er und verbringt den Tag alleine. Uns wurde ob solcher Leistung ganz unheimlich. 


Wir konnten ziemlich viel Strecke zurücklegen, denn hier ist noch gutes Wetter und der Wind kam von hinten: 88,3 km und 413 Höhenmeter mit einem Schnitt von 19,8 km/h. Auf meist guten Straßen an vielen Apfelplantagen vorbei, auf dem Gipfel des höchsten Berges stand kein Gipfelkreuz, sondern eine orthodoxe Kirche im Umbau.


Dann kamen wir in Novi Sad, der zweitgrößten serbischen Stadt am Donauufer an, mit immerhin 289.000 Einwohner in der Stadt und 341.000 in der Agglomeration. In der bewegten Geschichte wurde die Stadt oft umkämpft, bis Prinz Eugen, der edle Ritter, wie im Lied besungen, die Osmanen 1716 geschlagen hat. Im zweiten Weltkrieg war die Stadt Schauplatz der fürchterlichsten Kriegsverbrechen, für die diesmal aber ein ungarischer General verantwortlich war.

1999 wurde die Stadt im Rahmen des Kosovokieges von der NATO bombardiert. Die NATO flog Luftangriffe ohne Verteidigungsfall und ohne UN-Mandat – und das ist kaum 20 Jahre her. Unter anderem wurden alle Donaubrücken zerstört, die regionale Wasserversorgung, die rund 600.000 Menschen versorgte, die Rundfunkgebäude und der Begriff Kollateralschaden tauchte auf: ein Krankenhaus, Schulen usw. Das ist jetzt zwanzig Jahre her, und man hat einige Brücken wieder aufgebaut. Ich hätte erwartet, dass die Leute hier sauer auf Bürger von Mitgliedsstaaten der NATO seien, aber wir merken nichts.


Statt dessen hat Reiner beim Abendessen seine slawische Seele entdeckt. Bei der Musik zum Essen ging er so intensiv mit, dass er völlig begeistert wirkte. Einen Film können wir zeigen!


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Kommentare: 10
  • #1

    helge (Montag, 13 Mai 2019 08:20)

    tja...ihr habt halt ein wildes leben da unten in serbien...da kommts halt zu ruckartigen bewegungen der arme und beine...wahrscheinlich nicht nur bei lebeman reiner...

  • #2

    Janne (Montag, 13 Mai 2019 14:25)

    Ist die eine Brücke da eine der kaputten oder hängt die einfach so nach unten? Viel Spaß weiterhin und weiter so! Nächstes Mal dann radeln durch Sri Lanka!

  • #3

    helge (Montag, 13 Mai 2019 15:11)

    ujijuijui, das wird dann aber bucklig...

  • #4

    Werner (Montag, 13 Mai 2019 18:11)

    Die sah nach dem NATO-Bombardent so aus. Unsere Vermieterin sagte, für sie sei es nicht so schlimm gewesen, weil Wohn- und Arbeitsort auf der gleichen Donauseite waren.

  • #5

    Biggie (Montag, 13 Mai 2019 18:46)

    Sehr beeindruckend alles. Aber die Tour Augsburg, Spanien, Marokko Sizilien, Albanien Türkei und zurück müsst ihr nicht unbedingt nachmachen, auch nicht auf einem Liegefahrrad.
    Habt weiterhin viel Spaß immer gutes Essen und schöne FeWo´s oder Zimmer.
    Der Film von Reiner ist leider etwas kurz geraten.

  • #6

    Jürgen (Montag, 13 Mai 2019 21:12)

    Ein neuer Film ist in Arbeit

  • #7

    Heide (Montag, 13 Mai 2019)

    Hallo ihr Drei wir verfolgen euch auf Schritt und Tritt !! Ohne viel Mühe und genießen die Berichte "live" Geschichte und Geographie" für Geriatriker zu Hause....Weiter gutes Treten!!

  • #8

    Patrick (Montag, 13 Mai 2019 21:45)

    Die Brücke wurde nicht bombardiert.

    Sie ist so gebaut worden, damit die Autos sich verstecken könnten.

  • #9

    helge (Montag, 13 Mai 2019 21:53)

    haha...wie immer macht patrick die besten bemerkungen...franzose halt!!!!!

  • #10

    Christoph (Freitag, 17 Mai 2019 21:25)

    Hallo ihr Radler, wenn ihr schon am Balaton seid, dann fahrt doch noch nach Heviz zum Bad im warmen Thermalsee. Das täte euren geschundenen Knochen sicher gut, ich spreche aus eigener Erfahrung. Drei Geriatriker in aufblasbaren Schwimmreifen.... mal was anderes.