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Hinterher fahren – von Veliko Gradiste nach Belgrad

Da das heute hauptsächlich ein Fahrtag war, starte ich mit der Statistik: Nach meinem Wahoo 110,4 km in 6:14 Stunden, 874 m rauf und 861 m runter, Schnitt 17,7, und da wir alle das gleiche Wahoo-Gerät haben, sollte man annehmen, dass alle das gleiche Ergebnis haben, aber bei manchen ging es wohl über 200 m höher hinauf. Ich bin der, der am schlechtesten fährt, also sollte das Maximalergebnis eigentlich bei mir sein, aber denkste!


Letztes Jahr in Spanien oder Marokko bin ich oft hinterher gefahren, und manchmal habe ich mich geärgert, aber dieses Jahr sind die Jungs viel lieber zu mir: In der Ebene fahren wir oft hintereinander, am Berg muss sowieso jeder fahren, wie er kann. Bis 5% Steigung fahren Reiner und Jürgen zusammen, über 5% hängt auch Reiner etwas zurück. Aber die achten drauf, dass wir immer in Sichtweite bleiben. 


Als Lektüre hatte ich Neujahr von Juli Zeh mitgenommen, einen Roman über einen Mann, der ohne Wasser und Geld auf Lanzerote mit einem viel zu schweren Fahrrad fährt und beim Fahren sich mit sich, seiner Familie und dem Leben auseinandersetzt und dabei kindliche Traumata aufarbeitet. Wenn ich hinter den Jungs herfahre, sehe ich ein das Logo des Fahrradhemdes und fahre immer weiter, ohne mich mit irgendetwas auseinanderzusetzen.


Beim Start waren wir alle gleichermaßen mit einem Wahoo-Navigator ausgestattet, damit wir unter Gleichen den Weg suchen und messen konnten, aber dann kam schnell heraus, dass das Theorie ist. Ich habe einen Sonnenbrille dabei mit eingeschliffenen Gläsern, leider nur Fernbrille, so dass ich Wahoo nicht lesen konnte. Sonnenbrille weg, Normalbrille her. Aber dann schwitze ich: Da, wo ein Schweißtropfen auf mein Wahoo fällt, kondensiert darunter Wasser, und ich kann nichts lesen. Also Brille aus und Tempotaschentuch in die Hand zum Schweißabwischen. Jetzt ist das Schutzglas am Wahoo abgefallen, weshalb das Navigationsgerät in der wasserdichten Tasche bleiben muss und keine Richtung mehr anzeigt. 


Jetzt bin ich auf die Navigationskünste der Jungs angewiesen. Das hat auch etwas: Der Verkehr vor und in Belgrad ist fürchterlich, selbst die kleinen Straßen, die Komoot aussucht, sind verstopft, und in der Großstadt sind die Autofahrer unglaublich rücksichtslos. Aber ich kann einfach hinterherfahren. Die Jungs suchen schon den richtigen Weg. Jürgen sagte, es sei die schlimmste Stadteinfahrt seines Lebens gewesen.Ich leide mehr an den Bergen als am Verkehr. 


Das Schwitzen ist geblieben: Auf der Strecke war ein Berg zu steil, nicht weil ich das Pedal nicht mehr drehen konnte, sondern weil mir die Tempotaschentücher und das Wasser ausgegangen waren. Erschöpfungszustände lassen sich mit Kaffee und Kuchen in den Cafés bekämpfen.


Und am Ende in einem Floating Hostel auf der Donau: Schön


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Kommentare: 5
  • #1

    Biggie (Samstag, 11 Mai 2019 16:18)

    Hoffentlich wird die Stadtausfahrt nicht so schlimm. Das hört sich ja beängstigend an. Behaltet ja den Werner im
    Auge und verliert ihn nicht.

  • #2

    helge (Samstag, 11 Mai 2019 16:39)

    haha, den verliert niemand...höchstens er seine front- oder satteltaschen...da werner seine sachen fast immer wiederfindet (mit hilfe),werden jürgen und reiner auch den werner wiederfinden...bin da ganz zuversichtlich!

  • #3

    Werner (Samstag, 11 Mai 2019 18:38)

    Ich habe sogar meine Socken wieder gefunden, und für den Schuhlöffel, der kaputt ging, habe ich bei Deichmann in Belgrad einen neuen gekauft.

  • #4

    Ingrid (Samstag, 11 Mai 2019 21:30)

    Tolle Leistung Jungs, Respekt

  • #5

    Susanne (Sonntag, 12 Mai 2019 09:41)

    Oh wie schön muss ein kühles Bier auf der Terrasse eines Hausbootes mit so tollem Blick nach getanem Tagwerk sein!!!